Eine Lackauffrischung bringt acht Zügen ihren roten Glanz zurück. Warum das nötig ist und wie die Prozedur abläuft, erklärt Niklas Osbahr, Fahrzeugingenieur bei DB Regio Nordost.

Herr Osbahr, warum ist die Lackauf­frischung notwendig?
Niklas Osbahr: Unsere acht Talent 2-Züge im Netz Elbe-Elster sind optisch leicht in die Jahre gekommen und leuchten nicht mehr in ihrem typischen verkehrsrot. Sie sind etwas ausgeblichen, haben den Glanz verloren und teilweise platzt an den Fenster­rahmen der schwarze Lack ab. Damit die Züge wieder schöner aussehen, verbessern wir den Außenzustand.
Schließlich fahren sie noch ein paar Jahre in diesem Verkehrsvertrag.

Wie kommt es denn dazu, warum bleichen Fahrzeuge aus?
Niklas Osbahr: Das ist vielfältig. Entscheidend sind vor allem zwei Punkte: So ein Fahrzeug ist permanent im Einsatz und mehr als 300 Tage im Jahr der Witterung ausgesetzt, besonders die UV-Strahlung führt dazu, dass die Farbe ausbleicht. Außerdem sind die Züge häufig und groß­flächig von Vandalismus durch Graffitis betroffen. Wir haben mitunter Fahrzeuge, die von
oben bis unten komplett beschmiert worden sind. Die wieder sauber zu bekommen ist aufwändig und hinterlässt Spuren, denn die Graffiti­entfernung mit Lösungsmitteln funktioniert nicht ohne etwas Farb­abtrag von der ursprünglichen Lackierung.

Und wie läuft so eine Auffrischung ab?
Niklas Osbahr: Wir haben gerade mit dem ersten Musterfahrzeug den Ablauf getestet. In einem ersten Schritt findet in unserem Werk in Cottbus eine Graffitireinigung statt. Dann über­führen wir den Zug nach Leipzig, wo er im Werk von Crous Chemicals zwei Wochen lang behandelt wird. Die Mitarbeitenden dort entfernen zunächst alle Piktogramme, das sind immerhin an die 180 pro Zug. Außerdem schleifen sie die Fensterrahmen ab und entfernen gegebenenfalls vorhandenen Rost. Das Abschleifen ist eine recht aufwendige Sache, besonders bei den Kanten zum Fenster hin muss man sehr genau arbeiten. Schließlich werden die Fensterrahmen neu lackiert. Dann findet eine manuelle Grund­reinigung statt, dabei wird noch einmal der ganze Zug von hartnäckigem Schmutz wie Fliegenresten und ähn­lichem befreit und poliert. Anschließend kommen die neuen Piktogramme auf den Zug und dann der Versiegelungs­lack, der die Farbe wieder intensiver strahlen und den Zug glänzen lässt. Dann muss der Zug noch trocknen, das macht die ganze Sache etwas langwierig. Der fertig aufgefrischte Zug kommt wieder ins Werk nach Cottbus. Wenn ohnehin eine Instandhaltung für das Fahrzeug ansteht, machen wir die direkt im Anschluss, dann kann es dort in der Halle noch ein bisschen länger trocknen.

Sind Sie zufrieden mit dem Ergebnis?
Niklas Osbahr: Oh ja, das erste fertig aufgefrischte Musterfahrzeug sieht neuwertig aus, das haben wir in den Vorher-Nachher-Aufnahmen gut dokumentieren können. Sechs bis acht Jahre kann die neue Versiegelung halten.

Und wie geht es weiter?
Niklas Osbahr: Die anderen sieben Fahrzeuge werden jetzt eines nach dem anderen genau die gleiche Behandlung durchlaufen. Spätestens Mitte des Jahres sind wir fertig und es fahren wieder glänzende Züge durch das Netz Elbe-Elster.


Ein Vorherbild vom Zug im Werk: von Piktogrammen befreit und bereit für die Behandlung. Foto: Niklas Osbahr

 


Die Fensterrahmen werden abgeschliffen, von Rost befreit … Foto: Crous Chemicals / Reiner Reck

 


… und neu lackiert. Nach einer Trocknungspause geht es dann weiter. Foto: Crous Chemicals / Reiner Reck

 

Das ist der Experte: Fahrzeugingenieur Niklas Osbahr …

  • … ist zunächst als Werkstudent bei DB Regio Nordost eingestiegen.
  • … kümmert sich im weiteren Jahresverlauf in Festanstellung um die fahrzeugspezifischen Themen des Siemens Mireo im Netz Lausitz – das Projekt Lackauffrischung kam nun dazu.
  • … hat an der TU Berlin Maschinenbau mit Schwerpunkt Schienenfahrzeugtechnik studiert und seit Dezember 2023 seinen Master in der Tasche.
  • … hat sein Büro in Potsdam, ist aber auch viel in Cottbus unterwegs, dort wo „seine“ Züge eingesetzt sind.


Foto: André Groth

 

Das Netz Elbe-Elster besteht aus den Linien:

  • Hoyerswerda – Ruhland – Dresden Hbf
  • Cottbus – Ruhland – Dresden Hbf
  •  Elsterwerda-Biehla – Dresden Hbf

Neben den dreiteiligen Elektrotriebzügen Talent 2, deren Lack aufgefrischt wird, fahren dort auch lokbespannte Doppelstockzüge. Beide Fahrzeugtypen kommen in Abhängigkeit von der Nachfrage auf allen Linien zum Einsatz.

 

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