Ein Wegekreuz war Pritzwalk bereits im Mittelalter. Damals hielten es die wohlhabenden Kauf­leute für angebracht, ihr Gemeinwesen mit einer Stadtmauer zu umgeben. Reste der Mauer sind noch gut erhalten. Dazu passt auch der Pritzwalker Silberfund. Mindestens 432 silberne Schmuckstücke kamen 1870 zutage. Der Niedergang der Hanse, Pestepidemien und Kriege machten Pritzwalks goldenen Jahren ein Ende. Erst im 18. Jahrhundert kam es erneut zu einem wirtschaftlichen Aufschwung, und Pritzwalk wurde ein Zentrum der Tuchmacherei und des Bierbrauens.

Wer heute nach Pritzwalk kommt, muss sich mit einigen Spezialitäten vertraut machen. Das ist erstens der Knieperkohl, das „Nationalgericht“ der Prignitz. Pritzwalk trägt seit 2008 den inoffiziellen Titel „Knieperstadt Pritzwalk“, und es gibt keine Gaststätte in Pritzwalk, die zwischen November und März kein Knieperkohl-Gericht auf der Speisekarte hätte. Knieperkohl wird nicht ge­dünstet, sondern – ohne umzurühren – mit Speck gebacken. Seit 2010 ist der Fremdenverkehrsverein Pritzwalk Inhaber der Marke „Knieperkohl“.

Die zweite Pritzwalker Spezialität ist der Räuber Heine Klemens. Der Räuber soll auf dem Markt in Pritzwalk gerichtet worden sein. Das Bier aber mit dem Namen „Heine Klemens“ wird heute in Mecklenburg gebraut. Diese dritte Spezialität muss hier allerdings entfallen. An die alte und gute Brautradition wird nur noch im Museum erinnert. Das besuchen Sie während der circa drei Kilometer langen Stadttour ebenfalls. Außerdem führt die Runde durch die Pritzwalker Innenstadt mit Rathaus und Stadt­kirche und Sie überqueren mehrmals den Fluss Dömitz.

Um zum Ausgangspunkt der Tour zu gelangen, gehen Sie, wenn Sie den Bahnhof verlassen, geradeaus über die Grünanlage und dann nach links in die Jahnstraße. Sie folgen ihr, bis es nach rechts in einen Park geht, der „Hagen“ heißt. Der Weg führt Sie über die Doerfelstraße hinweg und wieder durchqueren Sie einen Park. Wenn Sie auf eine kleine Straße treffen, biegen Sie nach rechts in die Mittelstraße, gehen geradeaus über den Markt und treffen auf die Marktstraße.

Ihr Verlauf folgt einem der mittel­alterlichen Handelswege durch Pritzwalk. Heiner Klemens auf einem riesigen Fassadenbild zeigt, dass wir auf dem richtigen Weg sind. Die Marktstraße ist verkehrsberuhigt und lädt zum Bummeln ein. Direkt am Markt befindet sich unser erstes Ziel, das Rathaus. Es wurde 1829 eingeweiht, als in Preußen der von Karl Friedrich Schinkel beeinflusste Baustil des Neoklassizismus in hoher Blüte stand. Der neue Bau mit dem Türmchen auf dem Dach ersetzte das Renaissance-Rathaus aus dem 16. Jahrhundert, das im Jahr 1821 einem Stadtbrand zum Opfer fiel. 1996 bis 1998 restauriert, beherbergt das Gebäude die Stadtverwaltung.

Unmittelbar dahinter erhebt sich der schlanke und spitze Turm der Stadtpfarrkirche St. Nikolai. Sie ist eine gotische Hallenkirche mit dem Schnitzaltar der Wallfahrtskirche Alt Krüssow. Ebenso wie das alte Rathaus war auch der Vorgängerturm ein Raub der Flammen von 1821. Während die Wiederherstellung der Kirche rasch voranschritt, dauerte es bis 1882, dass auch ein Turm wieder in die Höhe zeigte.


St. Nikolai Pritzwalk, Foto: terra press Berlin

 

Die Kirche selbst geht bis auf das Jahr 1230 zurück. Bereits 1278 musste sie erweitert werden, nachdem wenige Jahre zuvor Pritzwalk das Stadtrecht verliehen bekam. Fast 200 Jahre wurde immer wieder an ihr gebaut, bis sie 1451 die Ausmaße erreicht hatte, die heute noch beeindrucken.

Folgen Sie der Meyenburger Straße und überqueren Sie die Dömnitz. Zusammen mit der Stepenitz gehört sie zum Projekt „Elblachs 2000“, in dessen Verlauf 50.000 Junglachse und 10.000 Meerforellen ausgesetzt wurden. Erste Rückkehrer wurden bereits gesichtet.

Durch eine Hofauffahrt gelangen Sie in den Innenhof einer alten Brauerei. Links die Gaststätte „Zur Alten Mälzerei“ (maelze.com) mit Räumen unter gemauerten Gewölbebögen. Rechts der frühere Gär- und Lagerkeller. Hier befindet sich die Museumsfabrik Pritzwalk (museum-pritzwalk.de) und zugleich die Touristinformation der Stadt.

Das Museum öffnete nach dem Umbau 2018 neu und bietet eine Dauerausstellung zur Geschichte der Industrialisierung im ländlichen Raum. An den historischen Orten Tuchfabrik und Brauerei werden Leben, Arbeit und Umwelt im frühen 20. Jahrhundert anschaulich und facettenreich dargestellt. In der historischen Druckerei und der Handweberei können Besucher:innen auch selbst aktiv werden.


Museumsfabrik Pritzwalk, Foto: Prokopy

 

Die Aussichtsplattform des Hauses bietet einen Rundumblick über die Stadt und das Museumscafé bietet Kuchen und Kaffee an. Auf Wunsch ist eine Wanderung zum Bismarckturm oder eine Führung im technischen Denkmal Kathfelder Mühle möglich. Einen digitalen Einblick in die Sammlungen finden Sie unter brandenburg.museum-digital.de.

Nach dem Besuch des Museums geht es zurück zur Brücke über die Dömnitz, wo sich einst das Meyenburger Tor und die Stadtmühle befanden. Der Weg führt an den noch vorhandenen Resten der Stadtmauer vorbei durch die zum Park umgestalteten Wallanlagen. Die heute noch sichtbaren Reste der Stadtmauer erstrecken sich über eine Länge von rund 150 Metern. Zu sehen ist auch einer der früher in regelmäßigen Abständen die Mauer verstärkenden Wiektürme. Entlang dieses Grüngürtels geht es wieder zurück zum Bahnhof.

 

Anreise

Hinfahrt: z. B. mit dem RE6 um 10.21 Uhr ab Bf Berlin-Spandau bis Bf Pritzwalk
Fahrzeit: 1 Stunde 55 Minuten
Rückfahrt: z. B. um 17.39 Uhr

Ticket-Tipp

Das Brandenburg-Berlin-Ticket (BBT) gilt Mo - Fr von 9 Uhr bis 3 Uhr des Folgetages sowie samstags, sonntags und an Feiertagen ganztägig von 0 Uhr bis 3 Uhr des Folgetages. Das BBT kostet 33 € und kann von Gruppen bis zu fünf Personen genutzt werden. Darüber hinaus können bis zu drei Kinder im Alter von sechs bis 14 Jahren kostenlos mitgenommen werden. Wer das Deutschland-Ticket nutzt, kommt auch damit bis nach Pritzwalk.
bahn.de/brandenburg
vbb.de

Tipps für den Ausflug

  • Ausstellung „Unterwegs. Lust und Last der Bewegung auf dem Lande“noch bis zum 14. April
  • Ausstellungsprojekt „Pritzwalker Leben 1949 - 1994“ noch bis zum 16. Juni

Museumsfabrik Pritzwalk
Meyenburger Tor 3 a
16928 Pritzwalk
Tel. 03395 76081120
Di - Fr 10 - 17 Uhr, Sa + So 14 - 17 Uhr

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