Sophie Todt arbeitet hochkonzentriert. Die 14-Jährige versucht sich an einer Lampenschaltung. Es gilt, eine Batterie anzuschließen und Leitungen zu verlegen. Wenn alle Anschlüsse stimmen, legt Sophie am Ende einen Schalter um und bringt damit eine kleine, rote Lampe zum Leuchten.

Die Schülerin ist zusammen mit 30 weiteren Schüler:innen der 5. bis 8. Klasse zu Besuch im S-Bahn-Werk Schöneweide. Dorthin hat die S-Bahn Berlin am 27. April anlässlich des bundesweiten Aktionstags „Girls’ and Boys’ Day“ geladen. Der Zukunftstag soll Mädchen und Jungen zur Berufsorientierung dienen und ihnen dabei helfen, ganz vorurteilsfrei in unterschiedliche Berufsfelder reinzuschnuppern.

In Schöneweide werden die Schüler:innen an diesem Tag in vier Gruppen aufgeteilt, in denen sie im Wechsel die insgesamt vier vorbereiteten Stationen durchlaufen. An Station A erfahren sie unter anderem etwas zur Unternehmensgeschichte sowie den Ausbildungsmöglichkeiten, Station B ist eine Führung durch das komplette Werk.

Besonders groß ist die Vorfreude auf die Stationen C und D, denn dort wird es endlich praktisch: An Station C dürfen die Schüler:innen selbst im Führerstand einer S-Bahn Platz nehmen und ein kurzes Stück auf ge­rader Strecke fahren und an Station D, in der Azubi-Werkstatt, wartet die Praxisaufgabe mit der Lampen­schaltung. „Ich finde es interessant, wie Züge aufgebaut sind“, erzählt Sophie. „Für die Teilnahme hier habe ich mich entschieden, weil ich mich aus­probieren und herausfinden will, was ich später beruflich machen möchte.“ Ihre erste Station an diesem Tag gefällt Sophie schon mal.


Der Zukunftstag im S-Bahn-Werk Schöneweide umfasste auch eine umfangreiche Führung. Foto: André Groth

 

„Das macht sehr großen Spaß, ich bin auf jeden Fall auch offen für tech­nische Berufe“, sagt die Schülerin. Während sie werkelt, schaut Patrick Kamm ihr über die Schulter und gibt Tipps, wenn es mal hakt. „Wir haben hier eine kleine Aufgabe aus dem Aus­bildungs­bereich der Elektrotechnik aufgebaut“, erklärt er. Patrick Kamm absolviert derzeit selbst die Aus­bildung zum Industrieelektriker mit anschließendem Triebfahrzeug­-führer-Lehrgang und betreut die Schüler:innen gemein­sam mit anderen Auszubildenden.

„Wir binden unsere Auszubildenden an solchen Tagen bewusst mit ein, weil sie eine starke Bindung zum Unternehmen haben und sich freuen, selbst was erklären zu können“, erzählt René Dohrmann, Nachwuchskräftegesamtkoordinator bei der S-Bahn Berlin. „Außerdem sind sie authentisch.“

Für das Unternehmen habe es sich bewährt, frühzeitig bei Schüler:innen nach Nachwuchs zu suchen, erzählt René Dohrmann weiter. Er organisiert den Zukunftstag seit 2014, hat selbst seine Ausbildung bei der S-Bahn Berlin absolviert. „In den vergangenen Jahren haben wir bei den Zukunftstagen immer wieder Praktikanten und Praktikantinnen sowie Auszubildende finden können, die auch nach ihrem Abschluss bei uns geblieben sind. Ein Kollege zum Beispiel ist inzwischen selbst Ausbildungslokführer.“

Das ist auch der Beruf, für den sich Lucas Thiemig an diesem Tag besonders interessiert. An Station C löchert er Lokführer Christian Albrecht mit Fragen – und darf dann selbst ans Steuer. Für ihn allerdings keine Premiere, wie der Zwölfjährige im Anschluss erzählt. „Ich habe schon mal eine ältere S-Bahn gefahren, die hatte noch Holzsitze. Das war zum Tag der offenen Tür im Werk Erkner und der Führerstand sah ganz anders aus.“

 

Besonderer Ausblick für Lokführer:innen

Doch auch vom Führerstand der Baureihe 480, die die Schüler:innen diesmal fahren dürfen, ist Lucas Thiemig angetan. „So einen habe ich noch nie gesehen, das war sehr cool und hat Spaß gemacht“, sagt er grin­send. „Und die Sicht durch das große Fenster vorne ist auch beeindruckend, ganz anders als als Fahrgast.“

Ganz so gut wie bei Lucas klappt es an diesem Tag nicht bei allen Schüler:innen. Sophies Lampe zum Beispiel leuchtet am Ende leider nicht – allerdings bleibt für eine Fehleranalyse keine Zeit mehr. „Dabei wäre das eigentlich das Interessanteste“, sagt Patrick Kamm. „Kann aber manchmal auch echt lange dauern“, ergänzt er lachend, bevor er die Schaltung zurückbaut, damit sich die nächste Gruppe daran versuchen kann.


Lucas Thiemig kann sich gut vorstellen, nach der Schule eine Ausbildung zum Lokführer zu beginnen. Foto: André Groth

 

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