Mit dem Fahrplanwechsel und der Inbetriebnahme des Netzes Lausitz haben auch die Elektrotriebzüge vom Typ Siemens Mireo ihre Arbeit aufgenommen. Das hat allerdings an einigen Tagen nicht so reibungslos funktioniert, wie man es sich gewünscht hätte. punkt 3 hat bei Henry Schmidt nachgefragt, er hat als Fahrzeug-Projektleiter für das Netz Lausitz die Beschaffung der Neufahrzeuge gesteuert und ist für die Abstimmung mit Siemens im Zuge des Inbetriebnahmeprojekts zuständig.
Henry Schmidt, Fahrzeug-Projektleiter bei DB Regio. Foto: André Groth
Welche Probleme sind konkret aufgetreten?
Henry Schmidt: Das neue Linienkonzept sieht vor, dass die Züge der RE10 zwischen Leipzig und Falkenberg (Elster) in Doppeltraktion verkehren, sie teilen beziehungsweise vereinigen sich in Falkenberg (Elster), die eine Hälfte des Zuges fährt nach Cottbus und weiter nach Frankfurt (Oder) als RE10, die andere über Ruhland weiter nach Hoyerswerda als RE11. Das Kuppeln und Entkuppeln ist ein teilautomatischer Prozess, den die Triebfahrzeugführer:innen vom Führerstand aus auslösen, im Normalfall dauert das ein bis zwei Minuten. Allerdings hat dieser Vorgang zu Beginn in einigen Fällen nicht funktioniert, es gab Störungen, so dass Züge ausfallen mussten.
Wo liegen die Ursachen für diese Probleme?
Henry Schmidt: Grundsätzlich sind da einige Dinge ungünstig zusammengekommen: Die geopolitische Lage aufgrund der Corona-Pandemie und des Krieges in der Ukraine hat immer wieder zu Lieferengpässen geführt, so dass die Züge erst wenige Tage vor der Inbetriebnahme zur Verfügung standen. Deshalb musste die geplante sechs- bis achtwöchige Erprobungsphase ausfallen und diese „Kinderkrankheit“ wurde nicht vorher entdeckt. Mit dem Fahrplanwechsel kam auch noch ein Wintereinbruch, und es sieht so aus, dass bestimmte Teile bei Kälte nicht gut funktionieren.
Was wurde unternommen, um die Probleme zu beheben?
Henry Schmidt: Wir sind hier intensiv im Austausch mit dem Fahrzeughersteller Siemens. Dieser kümmert sich im Rahmen der Gewährleistung um das Thema und arbeitet daran, zeitnah eine technische Lösung zu finden. Die Techniker waren vor Ort und haben verschiedene Komponenten überprüft. Zunächst wurden in einer Rollkur Teile ausgetauscht. Beim nächsten starken Frost sind die Probleme wieder aufgetaucht. Nun wird die Kupplung konstruktiv angepasst. Wichtig ist, dass die Ursachen jetzt gefunden und dauerhaft behoben werden, damit sich unsere Fahrgäste langfristig auf die Linie verlassen können. Aktuell stabilisieren wir den Betrieb, indem die relevanten Bauteile speziell überwacht werden.
Wie sieht bei solchen Ausfällen das betriebliche Ersatzkonzept aus?
Henry Schmidt: Wenn das Kuppeln oder Entkuppeln nicht funktioniert, müssen die Fahrgäste aus/nach Hoyerswerda leider in Falkenberg (Elster) zwischen RE11 und RE10 umsteigen. Das Fahrzeug der RE10 aus Frankfurt (Oder) und Cottbus fährt dann in Solotraktion den Abschnitt zwischen Falkenberg (Elster) und Leipzig.