Karierte Hose, Knopf­augen, plüschiges Fell: Ein kleiner Teddy sitzt seit Wochen im S-Bahn-Fundbüro und wartet sehnsüchtig darauf, abgeholt zu werden. An seinem Hals baumelt ein weißer Anhänger aus Papier. Genauso wie an den vielen anderen Dingen um ihn herum. Ruck­säcke, Taschen, Beutel oder Schuhe lagern in den Regalen, aber auch Instrumente, Kameras oder Kleidung. Ein Blick auf den Fundzettel des Plüschtiers verrät: Es wurde am 28. August in der S8 nach Grünau gefunden.

„Eine Dame hat den Teddy extra bei uns vorbeigebracht, damit ihn sein Besitzer oder seine Besitzerin bald wieder in die Arme schließen kann“, erzählt Frank Myrow, Leiter des Fundbüros. Es fließen schon mal Tränen, wenn kleine oder große Fahrgäste verlorene Gegenstände wieder in den Händen halten. Nicht nur bei Kindern, auch bei Erwachsenen, die ihr Handy oder ihr Portemonnaie zurückbekommen.

Rund 800 Fundstücke tauchen jeden Monat in den Berliner S-Bahnen und Stationen auf. Meist geben sie Fahrgäste vor Ort ab. Selbst auf den Weg in das Fundbüro beim S-Bahnhof Warschauer Straße machen sich nur die wenigsten. „Wer Schlüssel, Taschen oder ähnliches findet, kann die Fundstücke ganz einfach bei den Aufsichten an den Bahnhöfen abgeben oder in den Kundenzentren der S-Bahn.“ Von dort gelangen sie zu Frank Myrow und seinem fünfköpfigen Team, für das die Arbeit dann beginnt.


Foto: Kristin Lübcke

 

Das perfekte Match

Im Computer erstellen die Mitarbeitenden eine Art Steckbrief der Fundsache. „Je genauer die Beschreibung, umso größer ist die Wahrscheinlichkeit, dass sich ein Match ergibt“, erzählt Mitarbeiter Martin Neumann. Ist das Match in der Datenbank perfekt, wird der Besitzer oder die Besitzerin benachrichtigt. Das klappt natürlich nur, wenn der Verlust vorher bei der S-Bahn gemeldet wurde. Martin Neumann: „Unser Tipp: Geben Sie bei unserer Online-Fund­suche (sbahn.berlin/fundservice) im Internet besondere Merkmale an. Nur mit dem Marken­namen ist es bei einem verlorenen Smartphone beispielsweise nicht getan – dafür landen jeden Tag zu viele Handys bei uns.“

Das Team nimmt die Fundsachen genau unter die Lupe: Ist irgendwo ein Name, eine Telefonnummer oder ein anderer Hinweis auf den Eigentümer oder die Eigentümerin zu finden? Nicht selten ist dabei detektivisches Gespür gefragt. „Einmal wurde ein Notenbuch des Weihnachtsoratoriums mit persönlichen Notizen bei uns abgeben. Über die Kirche konnte ich die Musikerin ausfindig machen, der es gehörte. Zum Dank gab es eine Freikarte – und das Konzert war gerettet“, erzählt Martin Neumann mit einem Lächeln. „Wenn wir jemandem helfen können, ist das immer ein kleines Glück“, findet seine Kollegin Nicole Büttner.

 

Verloren und gefunden

„Die Chance, verlorene Dinge zurückzubekommen, ist größer als viele Menschen denken. Unsere Abholquote liegt etwa bei 30 bis 40 Prozent“, erklärt der Teamleiter. „Viele ehrliche Finder:innen geben sogar Portemonnaies mit größeren Geldsummen ab.“ Zehn Wochen werden die Fundstücke in dem 400 Quadratmeter großem Lager des Fundbüros aufbewahrt. Wer seine Sachen abholen möchte, muss nachweisen, dass sie auch wirklich ihm gehören – zum Beispiel durch die Kaufbelege oder persönliche Details zur Fundsache. „Auch wenn unser kleiner Teddy abgeholt wird, darf natürlich eine genaue Beschreibung von Fell und Knopfaugen nicht fehlen“, meint Martin Neumann mit einem Augenzwinkern. | kl

 

Etwas in der Bahn verloren oder gefunden?
Der Fundservice der S-Bahn hilft weiter.
Fundbüro S-Bahn Berlin
Rudolfstraße 1 - 8, 10245 Berlin
Öffnungszeiten:
Mo, Di + Do, Fr 9 - 17 Uhr
(außer an Feiertagen)
sbahn.berlin/fundservice

 

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