Sprayen gegen Sprayer: Die S-Bahn Berlin geht mit einer neuen Technik gegen Graffiti in den Innenräumen ihrer Züge vor. Damit sollen mehr Schmierereien – die sogenannten Tags – in kürzerer Zeit entfernt werden. Für die Umsetzung hat das Unternehmen in den fünf Betriebswerkstätten Wannsee, Oranienburg, Friedrichsfelde, Erkner und Grünau eine:n Maler:in eingestellt. Die benötigten Farben werden zuvor per Hand angemischt. Dafür wurden in den unterschiedlichen Baureihen insgesamt zehn Farbtöne mittels Farbscanner bestimmt.

Rund 100 Milliliter der benötigten Farbe und ein Härter, damit die Farbe später gut trocknet, werden mit einer manuellen Abfüllmaschine in die Spraydose gepresst. Diese ist bereits mit 300 Milliliter Treibmittel gefüllt. Es stellt später den nötigen Druck her, damit die Farbe gleichmäßig aus der Dose gedrückt wird.

„Das Anmischen ist für uns kostengünstiger, als die Farben fertig zu kaufen“, erläutert Stefan Pink, Teamleiter Fahrzeugreinigung bei der S-Bahn Berlin. „Das neue Verfahren eignet sich zudem, um Kratzer oder andere kleine Schäden zu kaschieren“, sagt er weiter.

Im Innenraum der Züge geht es dann wie folgt weiter: Die Verschmutzungen werden zunächst angeraut, um die oberflächlichen Pigmente zu beseitigen. Anschließend wird die Fläche gesäubert und die Farbe aufgesprüht. „Die Farbe, die für die Tags verwendet wird, dringt so tief in die Fahrzeugwand ein, dass selbst nach der Reinigung noch Reste zu sehen sind“, erläutert Stefan Pink. „Diese Schatten machen wir mit der Sprühfarbe unsichtbar.“

Dank des neuen Verfahrens ist es möglich, in kürzerer Zeit mehr Flächen zu bearbeiten. Zudem lassen sich auch schwer zugängliche Stellen leichter erreichen und die Farbe ist schneller trocken – in weniger als einer Stunde. So ist es möglich, Graffiti jedes Mal zu entfernen, wenn die Fahrzeuge zur regelmäßigen Wartung ins Werk kommen. Das ist etwa alle zwei Wochen der Fall. Bislang wurden die Reste der Tags klassisch übermalt. An schwer zugänglichen Stellen mussten dafür die Sitze ausgebaut werden. Auch musste die Farbe anschließend über mehrere Stunden trocknen. Deshalb war es nur bei längeren Aufenthalten im Werk, die alle Viertel­jahre anstehen – möglich, Graffiti im Innenraum zu entfernen.

„Wir wollen, dass sich unsere Fahrgäste in unseren Fahrzeugen wohlfühlen. Der Großteil unserer Flotte ist fabrikneu oder frisch modernisiert. Damit das so bleibt, gehen wir entschieden gegen Schmierereien vor“, macht S-Bahnchef Peter Buchner deutlich. „Unser Ziel ist, dass alle S-Bahnen wie neu aussehen. Wir verfolgen konsequent jede Form von Vandalismus in unseren Fahrzeugen.“Das neue Verfahren kann aktuell nur für kleine Flächen im Innenraum angewendet werden. „Gegenwärtig testet die S-Bahn Berlin, inwieweit die neue Technik auch außen angewendet werden kann“, schließt Stefan Pink.

 

Im vergangenen Jahr hat die S-Bahn Berlin allein im Fahrgastraum der Züge Graffiti auf einer Fläche von rund 150.000 Quadratmetern entfernt.  Zum Vergleich: Für die Verhüllung des Reichstags wurden 100.000 Quadratmeter Stoff verwendet. Durch Graffiti ist der Deutschen Bahn im Jahr 2023 bundesweit ein Schaden von rund zwölf Millionen Euro entstanden.

 

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