Bahnlektüre Anproberaum fürs Leben

Einen rekordverdächtig langen Titel wie diesen muss man sich erstmal erlauben können. Autor Saša Stanišic darf das, schließlich knüpft er mit seinem aktuellen Werk nahtlos an alte Erfolge an. Dieser Erzählband beginnt mit einer revolutionären Idee, ausgebrütet im Gehirn eines migrantischen Teenagers in Heidelberg: Was wäre, wenn es einen „Anproberaum“ fürs Leben gäbe, wo man zehn Minuten seiner möglichen Zukunft sieht und sich dann entscheiden kann zwischen Kaufen oder Ablehnen. In zwölf wunderbaren Geschichten verwebt der bosnisch stämmige Schriftsteller aus Altona Heinrich Heine und Helgoland, Autobiografisches mit Fiktionalem – in gewohnt außergewöhnlichem Stil und sprühend vor Sprachwitz.
Saša Stanišic, „Möchte die Witwe angesprochen werden, platziert sie auf dem Grab die Gießkanne mit dem Ausguss nach vorne“, Verlag: Luchterhand, 2024, 256 Seiten, 24 €