Dieses Buch ist gleich mehrfach eine Wucht. Zum einen, weil Autorin ­Bettina Flitner, bekannt vor allem als preisgekrönte Fotografin (und eventuell als Ehefrau von Alice Schwarzer), vergangenes Jahr mit diesem Debüt die Kritik begeisterte. Zum anderen wegen des erschütternden Auslösers des Buchs: der Suizid von Flitners Schwester. Wie sie auf den 320 Seiten ihrer Schwester und der gemeinsamen Geschichte ein gefühlvolles, aber nie rührseliges Denkmal setzt und gleichzeitig ein analytisches Portrait der 1960/70er-Jahre am Beispiel ihrer bürgerlichen und hart von Depressionen und diversen Traumata heimgesuchten Familie zeichnet, ist tief ergreifend. Zumal aller Ernsthaftigkeit zum Trotz teils mit Humor und feiner Ironie erzählt. lk

 

Bettina Flitner, „Meine Schwester“, Verlag: Kiepenheuer & Witsch, 2022, 320 Seiten, 22 €

 

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