Wer still, heimlich und verabschiedungslos einer Party entfleucht, macht, so der deutsche Volksmund, einen „polnischen Abgang“. Im gleichnamigen Debütroman des polnisch-stämmigen und in Berlin beheimaten Autors Mariusz Hoffmann geht es indes weniger um Party-Gepflogenheiten als um grenzüberschreitende Familienangelegenheiten. Der 14-jährige Ich-Erzähler macht sich samt Eltern zur Wendezeit anno 1990 vom polnischen Dorf auf ins „gelobte Land“ im Westen. Schon die geliebte Oma Agnieszka war Jahre zuvor unter ominösen Umständen nach Deutschland geflohen. Das verkrachte Familiengeheimnis (gab es etwa einen Verrat?) wird im Verlauf des einfühlsam erzählten Entwicklungs­romans episodenreich und äußerst unterhaltsam gelüftet. | lk

 

Mariusz Hoffmann „Polnischer Abgang“, Verlag: Berlin, 2023, 240 Seiten, 22 €

 

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